Destillieren von Alkohol
Wer seinen eigenen Garten hat, der kennt das Problem. Ein mittelgroßer Apfelbaum produziert wesentlich mehr Äpfel, als eine durchschnittliche Familie essen kann. Genauso ist es mit vielen anderen Früchten, die man im Garten erntet. Ist die Ernte größer als der Bedarf, dann braucht man eine Lösung, die Lebensmittel haltbar zu machen. Gemüse, aber auch Obst kann eingekocht, oder fermentiert werden, um es haltbar zu machen. Kurzfristig ist auch Tiefkühlen eine Option. Will man aber nicht den ganzen Winter Kompott essen, dann kann man über das Destillieren von Alkohol nachdenken.
Schnaps brennen
Das Prinzip beim Destillieren von Alkohol ist sehr einfach. Hefe sind winzige Pilze, die überall in der Natur vorkommen. Sie ernähren sich von Zucker und besiedeln daher auch gerne Obst. Die Hefe verarbeitet den Zucker an der Luft zu Kohlenstoffdioxid und Wasser. Man kennt den Effekt bei der Herstellung eines Hefeteigs. Die Hefepilze wandeln den Zucker im Teig zu Kohlenstoffdioxid um. Das Gas lässt den Teig aufgehen. Unter Luftabschluss wandelt die Hefe den Zucker allerdings in Alkohol um. Diesen Effekt nützt man, wenn man Schnaps selber brennen, bzw. Alkohol destillieren will.
Maische herstellen
Um aus Fallobst, oder überschüssigen Teilen der Ernte Alkohol herzustellen muss man im ersten Schritt eine Maische ansetzen. Das Obst wird im Herbst zerkleinert, zusammen mit Wasser in einem Gärfass gesammelt. Das Fass wird luftdicht verschlossen und mit einem sogenannten Gärspund ausgestattet. Der Gärspund besteht aus einem gebogenen, mit Wasser gefüllten Rohr. Im Fass beginnt die Hefe damit, den Zucker aus dem Obst zu verarbeiten. Dabei erzeugt sie, solange noch Sauerstoff im Fass ist, Kohlenstoffdioxid. Es entsteht Überdruck im Fass, der über den Gärspund ausgeglichen werden kann, ohne das Sauerstoff ins Fass gelangt.
Gärung
Die Gärung, also die Arbeit der Hefe in der Maische nimmt mehrere Wochen bis Monate in Anspruch. Ist der Sauerstoff verbraucht, wandelt die Hefe einen Teil des Zuckers in Alkohol um. Dass die Hefe noch aktiv ist, erkennt man am Kohlenstoffdioxid, das immer wieder aus dem Gärspund entweicht. Man hört regelmäßig ein Blubbern. Während er Gärung steigt der Alkoholgehalt in der Maische an. Der Zucker im Obst wird immer weiter verbraucht und geht schließlich zu Ende. Danach stirbt die Hefe ab und es entweicht kein Kohlenstoffdioxid mehr.
Brennen
Jetzt ist die Maische bereit für die Destillation. Dazu wird das Gärfass geöffnet und die Maische gefiltert. Die Obststücke werden entsorgt. Es bleibt eine alkoholische Flüssigkeit mit einem Alkoholgehalt von bis zu 40%. Diese Flüssigkeit wird jetzt destilliert. Dazu benötigt man eine Destille. Ein, meist aus Kupfer gefertigter Kessel, der mit einem Deckel verschlossen wird, an dem ein gebogenes Kupferrohr sitzt. Das Rohr steigt kurz nach oben, macht dann einen Bogen und verläuft schräg nach unten. Am Ende wird eine Kühlspirale angeschlossen. Ein Kupferrohr, dass durch einen Behälter voller kaltem Wasser läuft.
Vorlauf
Das Prinzip des Alkoholbrennens ist die Destillation. Die alkoholhaltige Flüssigkeit wird erhitzt. Damit beginnen sich Stoffe zu lösen. Sie verdampfen und steigen auf. Im Rohr kühlen sie langsam ab und kondensieren, bis sie nach dem Kühlbehälter langsam aus dem Rohr tropfen. Die unterschiedlichen Komponenten der Maische lösen sich bei unterschiedlichen Temperaturen. Als erstes löst sich der sogenannte Vorlauf. Methanol und andere giftige Stoffe lösen sich und tropfen als erstes aus der Destille. Man erkennt den Vorlauf am stechenden Geruch. Er kann als Reinigungsmittel gesammelt werden, ist aber giftig. Eine saubere Trennung vom nachfolgenden Mittellauf ist also sehr wichtig.
Mittellauf
Der eigentliche Schnaps löst sich aus der Maische erstmals bei etwa 70° Celsius. Er besteht aus Ethanol, Wasser und den Aromastoffen der Früchte. Zu Beginn des Mittellaufs hat der Schnaps einen Alkoholgehalt von etwa 70%. Mit der Zeit steigt die Temperatur der Maische und immer mehr Wasser verdampft. Damit sinkt auch der Alkoholgehalt des Destillats. Am Ende lösen sich ölige Bestandteile aus der Maische. Der Alkoholgehalt sinkt unter 50% und das Destillat riecht stark nach Früchten. Jetzt ist es Zeit, den Mittellauf zu beenden. Der Nachlauf, also das ölige Destillat kann danach noch weiter aufgefangen werden. Es wird mit der nächsten Maische vermischt und der enthaltene Alkohol später destilliert.
Reduzieren
Damit man den Schnaps trinken kann muss er auf Trinkstärke reduziert werden. Dazu wird der Mittellauf mit destilliertem Wasser verdünnt, bis ein Alkoholgehalt zwischen 36 und 42% erreicht ist. Je nach Sorte muss hier individuell abgeschmeckt werden. Allerdings hat frisch gebrannter Schnaps einen sehr scharfen, unangenehmen Geschmack. Er muss mehrere Monate bis Jahre reifen. Viele Schnapsbrenner lassen ihn daher vor dem Reduzieren stehen und in der Flasche, oder einem Fass reifen. Destillieren von Alkohol ist eine hervorragende Verwertung für Früchte aus dem Garten. Speziell überreifes Fallobst ist hervorragend für das Einmaischen und Schnapsbrennen geeignet.
Rechtliche Situation
Allerdings ist das Schnapsbrennen, sowie der Besitz einer Destille in Deutschland verboten. Das Recht kann sich natürlich ändern, aber auf jeden Fall muss die aktuelle Gesetzeslage geprüft werden, bevor mit dem Schnapsbrennen begonnen wird. Die Verwertung der Früchte und das Brennen von edlen Destillaten ist aber ein interessantes Hobby und kann viele schöne Abende, die man neben der Destille verbringt, bescheren. Und natürlich kann man auch den gewonnenen Schnaps genießen.
Foto: pixabay.com
Matthias ist seit 1999 gewerblich als Blogger im Internet unterwegs und hat in diesen nunmehr 20 Jahren über hundert Projekte realisiert. Seit einiger Zeit liegt sein Fokus auf den Themen Verbraucher, Demografie und Nachhaltigkeit.
Kommentare
Lara Stein 24. September 2021 um 11:29
Ich finde es super interessant, wie Schnaps hergestellt wird. Wir konnten zuletzt in einer Schnapsbrennerei vorbeischauen. Es war wirklich beeindruckend, woraus auch alles Schnaps hergestellt wurde.