Nachhaltig Reisen mit dem Fahrrad
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Ist zwar ein Modebegriff geworden, aber wenn eine Reiseart schon immer nachhaltig war, dann die auf diesen beräderten Tretmaschinen, die wir geläufig Fahrräder nennen. Wieso? Nun, wir verbrennen keinen Treibstoff bei der Fortbewegung, allenfalls Kalorien in unserem Körper, und bauen Fett ab, was auch nicht verkehrt ist. Dass körperliche Betätigung im Freien gesund ist, wusste man ja schon vor Aufkommen der ‚Nachhaltigkeit‘. Dazu ist das Fahrrad vielseitiger denn je. Du kannst komplett aufs Radfahren setzen, über Tage hinweg ins Land hinaus, oder Kombinationen mit anderen Verkehrsmitteln für eine Erweiterung des Aktionsradius eingehen.
Es auf einem Fahrradtransportgestell am Auto mitzuführen, ist jetzt zugegeben weniger nachhaltig, aber es lässt sich ja auch mit in einen Zug nehmen und im Zielgebiet hervorholen, um darauf die Reise fortzusetzen. Seine Stärke ist die Vielseitigkeit. Seine Schwäche ist das eingeschränkte Volumen an Material, das sich (ohne einen Anhänger) mitnehmen lässt. Und der Radler ist dem Wetter ausgesetzt. Mehrtägige Radtouren setzen aber sowieso eine gewisse Unempfindlichkeit und einen Abenteurergeist voraus. Je mehr unbekannte und nicht vorausgeplante Faktoren dazukommen, desto mehr davon. Wirklich mühsam wird es erst mit starken Steigungen im Gebirge.
Neuer Trend: Bikepacking
Das Fahrrad selbst hat sich weiter spezialisiert und kann in vielen Spezialversionen gekauft werden. Das Mountainbike war aller Anfang für das Radeln in die Natur abseits der Straße. Zur Romantik des wilden Campens ist es dann auch nicht mehr weit. Ein jüngerer Trend ist das Bikepacking, womit mehrtägige Radtouren mit Minimalgepäck in die ‚Pampa‘ gemeint sind. Dafür werden jetzt nicht die eigentlichen MTB bevorzugt, sondern leichtere, robuste Räder mit Starrgabeln und breiten Pneus. Die Ausrüstung wird in speziellen Taschen an allen möglichen Orten des Rahmens und Lenkers angeschnallt. Wer so unterwegs ist, sucht die Natur, ist aber ökologisch bewusst und möchte weder eine Spur der Verwüstung noch der Abfallhinterlassenschaften hinter sich wissen. Er verbraucht kaum Ressourcen – ist eben nachhaltig unterwegs. Es hat etwas Minimalistisches.
Freilich braucht sich niemand an die Idealvorstellung eines Bikepacking zu halten; es ist ja kein Gesetz. Wer also ab und zu ein richtiges Bett und ein Frühstücksbuffet braucht, der kann sein Rad ja auf seiner Tour gelegentlich zurück auf die Straße und in die Zivilisation lenken, um bei einem Hotel, Motel oder Hostel einzukehren. Ein weiterer Vorteil des Rades ist ja, dass sich immer eine Unterstellmöglichkeit, eine Abstellkammer, oder sogar das Hotelzimmer selbst findet, in dem man es verwahren kann. Alles eine Frage der Kommunikation mit dem Gastgeber. Versuche das mal mit dem Auto…
Nachhaltig mit dem Bike in die Natur
Der Hardcore Bikepacker wird aber Wert darauf legen, alleine (oder mit seinem Reisepartner) und abseits aller Annehmlichkeiten unterwegs zu sein und sich selbst zu helfen. Dafür hat er nicht nur Zelt und Nahrung dabei, sondern auch Reparaturwerkzeug für die gängigsten Pannen des Radelns (also vor allem Flickzeug) und je nach Jahreszeit zweckmäßige Kleidung, die ihn auch bei einem Starkregen nicht ganz schutzlos lässt. ‚Nachhaltig‘ auf mehrtägigen Exkursionen zu radeln, bedeutet jetzt nicht, dass du im Wald von Beeren und Pilzen leben musst. Du bringst dein Kraftfutter mit und gegen den Gebrauch eines klassischen Gaskochers ist auch nichts zu sagen. Nur bleibt es eben mit dem Nachhaltigkeitsgedanken unvereinbar, da draußen herumzumüllen. Wir packen also fein sorgsam wieder alles ein und entsorgen es über die bekannten Wege der Zivilisation, wenn wir wieder Kontakt mit ihr haben.
Aber wem das jetzt alles zu hart ist, der mag sich damit trösten, dass sich auch bei Fahrradreisen, die nicht ins Gelände gehen, sondern brav auf dem Straßennetz verlaufen, Nachhaltigkeit üben lässt. Nein, es ist kein Privileg der Outdoor-Querfeldeinfahrer, nachhaltig zu sein. Die Straße ist ja schon da und wird nicht extra für uns angelegt, wir brauchen auch hier keinen Treibstoff und es finden sich reguläre Rastplätze, auf denen wir Seite an Seite mit Autofahrern haltmachen und unseren Kocher hervorholen können. Das Fahrrad – es ist ein konzeptübergreifendes Instrument der Nachhaltigkeit. Auf Reisen oder im Alltagsgebrauch: es braucht wenig Unterhalt und verschlingt dabei wenige bis gar keine Ressourcen; vor allem dann, wenn es wenig genutzt bleibt und keine Defekte auftreten. Selbst die Schmierung der Kette kann heute mit Bio-Kettenöl erfolgen.
Foto: pixabay.com
Matthias ist seit 1999 gewerblich als Blogger im Internet unterwegs und hat in diesen nunmehr 20 Jahren über hundert Projekte realisiert. Seit einiger Zeit liegt sein Fokus auf den Themen Verbraucher, Demografie und Nachhaltigkeit.
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