Grüne Balkone: Drei Quadratmeter für die Artenvielfalt
Dass ein naturnaher Garten die Artenvielfalt in unseren Städten fördert und dem Naturschutz dienlich sein kann, ist inzwischen bekannt. Doch was ist mit all denen, die keinen Garten besitzen, aber dennoch dem Natur- und Umweltschutz einen Dienst erweisen möchten? Gute Nachrichten! Selbst auf dem kleinsten Balkon kannst du einen bemerkenswerten Unterschied machen. Dein Balkon lässt sich im Handumdrehen in eine Oase aus frischem Grün, buntleuchtenden Blüten und herumschwirrenden Bestäubern verwandeln. Wie das funktioniert? Ganz einfach!
1. Go Green – erhöhe die Pflanzenvielfalt auf deinem Balkon
Hat dein Balkon bisher nur ein einsames Alibiblümchen beheimatet oder dient in erster Linie als erweiterter Abstellraum für die Bierkisten vom letzten Wochenende? Dann wird es höchste Zeit für mehr Grün! Lorbeerkirsche, Lavendel und Glockenblume auf dem Balkon sind nicht nur wunderschön anzusehen, sondern dienen verschiedensten Insektenarten als wertvolle Futterquelle. Und ein insektenfreundlicher Balkon ist immer auch ein vogelfreundlicher Balkon. Das Stichwort lautet hier: Nahrungskette.
Lasse leblose Balkonmauern und Edelstahlbalustraden hinter grünen Kletterpflanzen oder blühenden Pflanzenkörben verschwinden. Diese bieten Kleinstlebewesen einen wertvollen Lebensraum. Der Klassiker- Efeu- ist ein wahrer Insektenmagnet und verwandelt deinen Balkon bis in den Herbst hinein in ein El Dorado für Schmetterlinge, Bienen und Co.
2. Ziehe heimische Pflanzen ihren exotischen Verwandten vor
Damit sich die Tiere auf deinem Balkon wohlfühlen und ausreichend Nahrungsquellen finden, solltest du aber nicht irgendwelche Pflanzen wählen, sondern auf heimische Pflanzenarten setzen. Diese haben den Vorteil, dass sie an die hierzulande vorherrschende Klimazone angepasst sind und sowohl trockene Sommer als auch kalte Winter besser aushalten, als ihre Verwandten aus den Tropen, die es schwülwarm brauchen.
Heimische Pflanzen können von heimischen Insekten besser verwertet werden. Etwa 90 Prozent der über 15.000 Insekten hierzulande sind auf heimische Pflanzen spezialisiert, deren Pollen sie problemlos nutzen können, um gesunden Nachwuchs zu produzieren. Zuchtpflanzen und Exoten bieten den Insekten oftmals keinen Mehrwert. Zuchtrosen sehen zwar imposant aus, die gefüllten Blüten machen es den Insekten aber schwer bis unmöglich, Pollen und Nektar zu erreichen.
3. Pflanze Obst und Gemüse an
Ein Balkon bietet dir nicht nur ästhetischen Genuss, sondern kann auch eine ideale Quelle für frische Kräuter, Beeren und verschiedene Gemüsesorten sein. Hast du einen Nordbalkon bieten sich Petersilie, Salat, Kohlrabi und Radieschen an, die nicht viel Sonne brauchen. Für Südbalkone steht dir die breite Vielfalt der mediterranen Küche offen: Basilikum verfeinert deine Fettuccine, Saltimbocca bereitest du am besten mit frischem Salbei von deinem Südbalkon zu. Und selbst ein Zitronen- und Olivenbaum lässt sich auf dem Südbalkon halten und verzaubert dich mit seinen leuchtenden Früchten.
Beerensträucher wie Erdbeeren, Himbeeren oder Johannisbeeren lassen sich ebenfalls hervorragend auf dem Balkon anbauen. Sie brauchen nicht viel Platz und belohnen dich, deine Familie und Freunde mit süßen Früchten während der Erntezeit. Und das Beste: Auch deine tierischen Besucher freuen sich über Kräuter und Beeren, liefern die Früchte gerade in der Sommerzeit doch eine wertvolle Nahrungs- und Wasserquelle für verschiedene Tierarten.
4. Pflanze in den Himmel – mit Ranksäulen
Hast du nicht viel Platz auf dem Balkon, kannst du dich am vertikalen Gärtnern versuchen. Mittels Ranksäulen, Kletterpflanzen und Vertikalbeeten kannst du deinen Balkon zu einer Oase für Mensch und Tier machen. Mit Efeu, Weinreben oder Clematis erschaffst du nicht nur farbenfrohe Balkonwände, sondern verhilfst auch vielen Tieren zu einem neuen Lebensraum. Die Ranksäulen bieten den Tieren einen idealen Ort zum Nisten und Schutz vor Fressfeinden. Darüber hinaus ziehen blühende Kletterpflanzen Schmetterlinge und Bienen an, die von Blüte zu Blüte schwirren und somit beim Bestäuben anderer Pflanzen auf deinem Balkon helfen.
Das vertikale Gärtnern eröffnet dir neue Chancen, um die Artenvielfalt auf deinem Balkon zu fördern und dabei den vorhandenen Platz optimal auszunutzen. Grünen Wände auf dem Balkon schaffen außerdem ein angenehmes Mikroklima, verbessern die Luftqualität und verleihen deinem Balkon eine einladende Atmosphäre.
5. Stelle Tränken im Sommer auf
In den heißen Sommermonaten ist es besonders entscheidend, unseren tierischen Freunden eine Wasserquelle auf dem Balkon anzubieten. Indem du Tränken auf deinem Balkon aufstellst, kannst du dazu verhelfen, dass Vögel, Bienen und Schmetterlinge selbst an den heißesten Tagen Zugang zu frischem Wasser haben.
Wähle flache Schalen oder Vogeltränken mit flachen Rändern, damit die Tiere sicher darauf landen können. Fülle sie regelmäßig mit frischem Wasser und platziere sie an einer geschützten Stelle auf deinem Balkon. Achte darauf, dass das Wasser nicht zu tief ist, um das Risiko des Ertrinkens für kleine Insekten zu verringern. Du kannst auch kleine Steine in der Schale platzieren, auf denen die Tiere landen und sich erfrischen können.
Großes bewirken auf kleinstem Raum
Du siehst, dein Balkon hat das Potential, ein lebenswerter Naturraum für allerlei Kleinstlebewesen zu werden. Mit der Wahl heimischer Pflanzen und einer blütenreichen Pflanzenauswahl, hilfst du der Natur um dich herum, sich auf kleinstem Raum zu entfalten.
Selbst auf dem kleinsten Balkon hast du die Möglichkeit, die Artenvielfalt zu fördern und einen positiven Beitrag zum Naturschutz zu leisten. Indem du deine Umgebung begrünst, schaffst du nicht nur einen Rückzugsort für Tiere, sondern auch für dich selbst. Der Balkon wird zu einem Ort der Ruhe, der uns die wunderbare Welt der Natur näherbringt.
Für mehr Tipps zum insekten- und vogelfreundlichen Balkon, siehe diesen Ratgeber.
Bild von Gabor Jeszenszky auf Pixabay
Matthias ist seit 1999 gewerblich als Blogger im Internet unterwegs und hat in diesen nunmehr 20 Jahren über hundert Projekte realisiert. Seit einiger Zeit liegt sein Fokus auf den Themen Verbraucher, Demografie und Nachhaltigkeit.
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