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Nachhaltigkeit in der Chirurgie

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Chirurgie

Die Chirurgie beschäftigt sich als Teilgebiet der Medizin mit der operativen Behandlung unterschiedlicher Krankheiten und Verletzungen. Die heute bekannte, moderne Chirurgie entwickelte sich langsam von Ende des 19. Jahrhunderts an, da rund um die Themen Wundinfektionen, Asepsis und Antisepsis neue Informationen und somit Wissensstände aufkamen.

Heute ist die Chirurgie aus dem Alltag in Krankenhäusern und Praxen kaum wegzudenken und in vielen Fällen das Mittel der Wahl zur Behandlung. Nur in Deutschland wurden etwa im Jahr 2020 knapp 16 Millionen Operationen durchgeführt. Durchschnittlich kostete ein entsprechender Eingriff etwa 3.680 Euro, die Operationen tragen also einen großen Teil zur Finanzierung der Krankenhäuser bei. Komplizierte Eingriffe können die Kosten allerdings auch schnell auf über 40.000 Euro treiben.

Dementsprechend lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Chirurgie zu werfen und hierbei den Fokus auf die Nachhaltigkeit zu richten. Wie nachhaltig sind die Krankenhäuser im Jahr 2023? Welche Maßnahmen werden schon erfolgreich umgesetzt und wo gibt es vielleicht noch Verbesserungspotenzial? Wir schauen ganz genau hin und stellen die Nachhaltigkeit genau auf die Probe.

Warum spielt die Nachhaltigkeit der Chirurgie eine wichtige Rolle?

Ein enormer Energiebedarf, viele Patienten jährlich und nicht zuletzt auch die hohe Zahl der Krankenhäuser sowie Praxen stellen grundsätzlich eine enorme Belastung für die Umwelt dar. Hierzu gibt es aktuelle Studien, die einen Anteil von etwa 5,2 Prozent an der weltweiten Freisetzung klimaaktiver Gase durch die Gesundheitssysteme angeben. Dies entspricht etwa 2,7 Gigatonnen CO₂-Äquivalente.

Neben dieser allgemein sehr hohen Belastung für die Umwelt nimmt die Chirurgie in diesem Segment noch einmal eine besondere Rolle ein. Die verwendeten Gase und der teils sehr hohe Aufwand sorgen dafür, dass der Anteil der Chirurgie an diesen 5,2 Prozent im Vergleich zu anderen Fachrichtungen sehr hoch ausfällt. Natürlich ist es keine Lösung, die Gesundheitsversorgung herunterzufahren oder gar Kliniken zu schließen. Dennoch zeigen diese Zahlen die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit, wenn es um die medizinischen Bereiche und die Chirurgie im Allgemeinen geht.

Energieversorgung im Fokus für mehr Nachhaltigkeit

Beleuchtung, leistungsstarke Maschinen oder Geräte zur Überwachung, ohne Strom funktioniert auch in der Chirurgie nicht viel. Die entsprechenden Abteilungen sind also auf eine konstante Energieversorgung angewiesen. Allein durch diese Tatsache ergibt sich ein umfangreiches Optimierungspotenzial mit Blick auf die Nachhaltigkeit.

Grundsätzlich wird natürlich der größte Teil der benötigten Energie auch in Krankenhäusern oder Praxen aus den klassischen Energiequellen gewonnen. Gleichzeitig zeigt sich in vielen Kliniken ein Trend zur nachhaltigen Energiegewinnung. Photovoltaik oder auch die Nutzung effizienterer Technik gehören zu den gängigen Beispielen, die in diesem Segment einen großen Teil zur besseren Nachhaltigkeit beitragen können.

Natürlich profitieren auch die Krankenhäuser und Praxen an sich von der Nutzung nachhaltiger Möglichkeiten zur Energieversorgung. Durch den hohen Energiebedarf und zuletzt stark gestiegene Kosten fällt die finanzielle Belastung in diesem Segment für die Kliniken immens aus. Die großen Dächer bieten gute Möglichkeiten, um in eine leistungsstarke Photovoltaikanlage zu investieren.

Dies spart langfristig Geld und entlastet die Umwelt gleichermaßen. Viele Krankenhäuser haben hier bereits investiert und werden im Übrigen auch durch die Bundesländer unterstützt. So stehen etwa in NRW 100 Millionen Euro Förderung für die Investition in nachhaltige, umweltbewusste Technik zur Verfügung.

Einwegbesteck als Alternative für die Chirurgie

Bei Operationen aller unterschiedlichen Varianten spielen chirurgische Instrumente als Werkzeuge eine zentrale Rolle. Über viele Jahre hinweg kamen wiederverwendbare Varianten zum Einsatz, die nach jeder Nutzung umfangreich aufbereitet werden mussten. Dies kostet viel Geld und Aufwand gleichermaßen. In den vergangenen Jahren setzte sich deshalb immer häufiger deutlich praktischeres Einwegbesteck durch. Dieses ist für die gängigen Vorhaben in der Chirurgie sehr gut geeignet, gleichzeitig können die Kliniken mit entsprechenden Produkten bei sehr hohen Hygienestandards sehr viel Geld sparen.

Viele Hersteller der Einweg-Utensilien für die Chirurgie werben bereits im Jahr 2023 mit einem hohen Nachhaltigkeitsfaktor, etwa durch eine umweltgerechte Produktion der einzelnen Bestandteile. Die Bemühungen vieler Kliniken gehen allerdings deutlich weiter, als sich lediglich für solche Produkte zu entscheiden. So führt das Universitätsklinikum Bochum seit Ende des Jahres 2022 eine umfangreiche Kooperation mit einem Start-up aus der Recycling-Branche.

Dieses sorgt für ein Recycling der bereits genutzten Einweggeräte aus der Chirurgie. So kann das Abfallaufkommen deutlich reduziert werden, dies kommt wiederum der Umwelt zugute. Denn grundsätzlich können 85 Prozent des Abfalls, der in Kliniken anfällt, recycelt werden. Durch die Wiederverwendung gelangen wertvolle Rohstoffe wieder in den normalen Umlauf.

Übrigens: Krankenhäuser gelten in Deutschland als fünftgrößte Müllproduzenten überhaupt. Mit einem entsprechenden Ansatz kann diese schlechte Bilanz deutlich verbessert werden, ohne Abstriche bei der Behandlungsqualität in Kauf nehmen zu müssen.

Weitere Möglichkeiten für nachhaltiges Handeln

Auch mit einer Anpassung der Behandlungen in Deutschland an sich könnten die Chirurgie einen großen Teil zur Nachhaltigkeit beitragen. Mit rund 16 Millionen Operationen pro Jahr entsteht eine große Belastung für die Umwelt. Einige dieser Operationen könnten laut aktuellen Einschätzungen entweder vermieden oder alternativ in einem ambulanten Umfeld durchgeführt werden.

Beide Maßnahmen helfen dabei, die Zukunft der medizinischen Versorgung auch in Deutschland nachhaltig zu gestalten und den ökologischen Fußabdruck in diesem Segment zu optimieren. Auch rund um das Optimierungspotenzial gibt es im Übrigen aktuelle Zahlen. Diese gehen von rund drei bis vier Millionen Eingriffen, die ambulant vorgenommen werden könnten.
Dies spart im Übrigen auch viel Geld, entlastet die Gesundheitssysteme also auch finanziell. In Anbetracht dieser zahlreichen Vorteile lohnt es sich mit Sicherheit, einen Blick auf die Optimierungsmöglichkeiten zu werfen und diese zumindest in Betracht zu ziehen. Die Umwelt wird es danken.

Sind Krankenhäuser heute schon nachhaltig?

Grundsätzlich kann gesagt werden: Viele Kliniken und Praxen bemühen sich um Nachhaltigkeit. Spezielle Programme zur Vermeidung von Abfall oder die Investition in moderne Technik für eine energieeffiziente Nutzung zeigen durchaus Wirkung. Gleichzeitig werden die Menschen immer älter, die Zahl der Personen mit mehreren Erkrankungen steigt gleichermaßen. Dementsprechend dürften auch potenziell mehr Eingriffe erfolgen, um die Gesundheitsversorgung in den kommenden Jahren sicherzustellen.

Dementsprechend lohnt sich die Investition in moderne, zukunftsfähige Technik noch einmal deutlich mehr. Einen guten Anreiz stellt auch der Staat hier zur Verfügung, indem unterschiedliche Förderungen in attraktiven Höhen angeboten werden. Dennoch: Auch weiterhin fällt die Nachhaltigkeit vieler Krankenhäuser noch überschaubar aus. Selbst moderne Heizungs-, Lüftungs- oder Klimatisierungsanlagen, die für eine angenehme Luft in allen Räumlichkeiten verantwortlich sind und deutlich weniger Energie benötigen, sind vor allem in älteren Kliniken und Praxen kaum im Einsatz.

Auch der Mut zu innovativen Lösungen, etwa dem Recycling der benutzten Einmal-Utensilien aus dem Beispiel des Bonner Universitätsklinikums, fehlt heute noch häufig. Umso wichtiger ist es, das Bewusstsein für die Nachhaltigkeit in diesem Segment und den gleichzeitig großen Einfluss auf die Umwelt der Chirurgie aufzuzeigen.

Bild von Engin Akyurt auf Pixabay

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