Ein Garten für Biene und Mensch als Beitrag zur Nachhaltigkeit
An einem Nutzgarten erfreut sich in Deutschland Groß und Klein. Jeder zweite Deutsche mit Zugang zu einem eigenen Garten, baut selbst Gemüse oder Obst an. Dabei spielt das Alter eine untergeordnete Rolle. So sind unter den Hobbygärtnern die 18- bis 29- Jährigen genauso stark vertreten, wie die über 60-Jährigen. Die Gründe für die selbst gezogene Frucht reichen von Spaß am Gärtnern, über Gesundheit bis hin zu besserem Geschmack der eigenen Ernte. Zur Inspiration, was man denn anbauen könnte, gibt es hier eine Übersicht über die beliebtesten Früchte aus dem eigenen Garten. Doch welchen Beitrag kann man mit dem eigenen Garten zur Nachhaltigkeit leisten?
Der Planet der Insekten
Die Erde wird von Menschen dominiert, ist aber ein Planet der Insekten. Ganze 70% aller Tierarten weltweit fallen in diese Kategorie. Ihr maßgeblicher Beitrag zum Ökosystem zeigt sich für den Menschen am offensichtlichsten in ihrer blütenbestäubenden Funktion. Die Gleichung ist simpel: Ohne Insekten, allen voran Bienen, würden 80% der vom Menschen kultivierten Nutzpflanzen nicht bestäubt werden, ganz zu schweigen von allen Wildpflanzen, die zur Bestäubung auf Insekten angewiesen sind. Keine Bestäubung bedeutet, die Pflanzen bilden keine Früchte und in Folge keine Samen aus. Würde diese Bestäubung nicht mehr stattfinden, das wäre wahrlich nicht nur eine Katastrophe für die Umwelt, sondern ein apokalyptisches Szenario für die menschliche Zivilisation.
Rückgang der Insektenpopulation
Und doch: 45% der Insektenarten befinden sich auf dem Rückgang, informiert das Bundesamt für Naturschutz. Gemessen an der Biomasse der Insekten sei in den Jahren 1989 bis 2014 ein Rückgang von 76% festgestellt worden, so das BfN. In den Jahren 1961 bis 2014 betrifft dieser Rückgang auch besonders stark die Bienen in Europa (von 2 auf 0,7 Mio. Bienenstöcke) und den USA (von 5,5 auf 2,6 Mio. Bienenstöcke).
Ursachen des Insekten- und Bienensterbens
Seit langem stehen unter anderem Neonicotinoide in der Kritik, mitverantwortlich zu sein für den starken Rückgang, der bei Insekten verzeichnet wird. Jüngst belegt eine Studie der EFSA diesen Zusammenhang erneut. Das ist kaum verwunderlich, da es sich bei Neonicotinoiden um eine potente Form moderner Insektizide handelt – also Stoffen, die zum Pflanzenschutz vor Insektenfraß eingesetzt werden. Hier wäre politisches Eingreifen gefragt, das zur Regulierung oder dem Verbot bestimmter Insektizide führen sollte. Doch was kann man selbst tun, um dem Insektensterben entgegenzuwirken?
Nutzgarten und Bienenhort gehen Hand in Hand
Welchen Wert das Thema Bienenschutz für die Nachhaltigkeit hat, muss an dieser Stelle kaum weiter vertieft werden. Der Schaden, der durch das fortschreitende Insektensterben entsteht, ist für die Wirtschaft und Umwelt immens – ganz zu schweigen davon, dass die menschliche Schicksalsfrage eng mit dem Fortgang der Insektenpopulation zusammenhängt. Wer seinen Garten anlegt, kann also einen großen Beitrag nicht nur zur Ästhetik, sondern auch zur gleichzeitigen Verbreitung von Blütenpflanzen, Obstpflanzen und Insekten leisten.
Praktische Tipps zur Gestaltung eines bienenfreundlichen Nutzgartens sind:
1. Verwendung von Stauden statt Steinen
Wenn Sie Ihr Gemüsebeet stilvoll begrenzen wollen, nehmen Sie Abstand von Schlusssteinen oder Totholz, sondern greifen Sie auf kompakt wachsende Stauden zurück. Hier eignen sich im Sinne der Insektenförderung besonders Lavendel, Heiligenkraut und echter Thymian. Bienen steuern deren Blüten an, ernähren sich im Sommer und frühen Herbst von ihrem Nektar und bestäuben zusätzlich ihre Gemüsepflanzen – Sie können sich dadurch sogar auf eine besonders reiche Ernte freuen.
2. Einen Teil der Nutzpflanzen nicht ernten
Lassen Sie einige Ihrer Kräuter stehen und ernten Sie diese nicht zum geschmacklich optimalen Zeitpunkt bereits vor der Blüte restlos ab. Den Insekten bewahren Sie dadurch auch im Spätsommer und Herbst noch ihre Nahrungsgrundlage. Außerdem können Sie sich an den schönen Blüten von Petersilie, Koriander oder Dill erfreuen.
Ein Zusatznutzen: Sie können anschließend ihre eigenen Samen ernten, um die Pflanzen im nächsten Jahr zu vermehren. Das Gleiche gilt für Gemüsepflanzen wie Broccoli, Karotten oder auch Zwiebeln – auch, wenn der teilweise Verzicht auf die Ernte hier schwerer fällt.
3. Planen Sie Dekorationen Bienengerecht
Kaum ein Garten besteht ausschließlich aus Nutzpflanzen. Noch dazu sind manche Zierpflanzen des Menschen optimale Nutzpflanzen der Insekten. Ziehen Sie zur Dekoration Ihres Gartens also bspw. das passenderweise als Bienenfreund (Phacelia tanacetifolia) bezeichnete Raublattgewächs mit auffälligen violett-blauen Blüten heran. Auch der Inkarnat-Klee (Trifolium incarnatum) eignet sich sowohl zur Insektenförderung, als auch zur Gartendekoration hervorragend mit seinen Blütenkugeln in strahlendem Violett.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft informiert in einem kostenlosen Ratgeber ausführlich über weitere bienenfreundliche Pflanzen.
4. Schaffen Sie Wohnraum für Insekten
Insektenhotels finden sich mittlerweile in allen Baumärkten und vielen Gärten. Die Alternativen sind teils noch relativ unbekannt. So eignen sich für Hummeln, die Ihre Nester in der Regel im Boden anlegen, umgedreht eingepflanzte Blumentöpfe hervorragend als künstlicher Unterschlupf. Unter den Blumentopf sollte eine Steinplatte als Basis eingesetzt werden. Der nach oben zeigende Boden sollte bündig mit dem Erdboden abschließen. Als Schutz können Sie einen Hohlziegel auf die nach oben weisende Abflussöffnung des Topfes legen.
Tipp: Hummeln bevorzugen Nistgelegenheiten mit Mäusegeruch. Im Gartenfachhandel gibt es Nistmaterial für Hummelnestern, das nach Mäusen riecht.
Starten Sie Ihr Nachhaltigkeitsprojekt noch heute
Nach dem 15. Mai sind die so genannten Eisheiligen vorbei und Sie können mit der Bepflanzung Ihres Gartens beginnen, ohne Frostschäden zu befürchten. Planen Sie in Ihrem Nutzgarten dieses Jahr doch einmal die Insekten mit ein – ihr Beitrag zur Nachhaltigkeit wird Ihnen direkt durch prächtige Blüten gedankt!
Video: So werden Sie zum Bienenretter
Foto: cocoparisienne / pixabay.com
Matthias ist seit 1999 gewerblich als Blogger im Internet unterwegs und hat in diesen nunmehr 20 Jahren über hundert Projekte realisiert. Seit einiger Zeit liegt sein Fokus auf den Themen Verbraucher, Demografie und Nachhaltigkeit.
Keine Kommentare vorhanden